Tiere und insbesondere Wildtiere lösen bei fast jedem Menschen besondere Emotionen aus. So habe auch ich bereits als kleines Kind in den Skiferien stets nach Gämsen und Steinböcken Ausschau gehalten, wenn es mit der Gondel den Berg hinauf ging. Im Sommer konnte ich stundenlang durch die Wiesen streifen und "Heusgümper" sammeln.
Das geht bestimmt einigen Leserinnen und Lesern ähnlich oder irre ich mich da etwa?
Aus dieser Faszination für die heimische Tierwelt ist in den vergangenen Jahren eine tiefe Verbundenheit geworden. Anstelle "Heugümper" einzufangen, fange ich Heute die heimische Tierwelt ausschliesslich mit der Kamera ein. Tierfotografie in der Schweiz ist etwas wunderbares und aus diesem Grund möchte ich in Zukunft immer mal wieder einen Blog zu ganz speziellen Arten oder einzigartigen Bildern verfassen. Einige Arten haben es mir dabei besonders angetan, allen voran die Familie der Raufusshühner. Um sie soll sich der heutige Blogbeitrag drehen.
Ganz viel Spass beim lesen und betrachten der Bilder!
Unzählige Stunden verbringe ich jedes Jahr auf der Suche nach wilden Hühnern in der schweizer Bergwelt. Vom Schneehuhn über Birkhähne bis zum extrem seltenen Auerhuhn gebe ich jeweils mein Bestes um die Tiere zu finden. An manchen Tagen habe ich grosses Glück und die wilde Fauna präsentiert sich von ihrer schönsten Seite und im besten Licht. An anderen Tagen gelingt mir nicht eine einzige Sichtung, doch das gehört in der Tierfotografie einfach dazu. Erfolg und Misserfolg liegt in fast keinem anderen Bereich der fotografie so nah beisammen wie bei der Arbeit mit Wildtieren. Mal passt das Wetter, doch die Tiere machen sich rar, mal ist es genau umekehrt. In den kurzen Augenblicken in denen einfach alles passt, entstehen dann Bilder für die Ewigkeit. Du siehst also, Tierfotografie in der Schweiz kann alles bieten, was wir so gerne auf Safaris oder im Ausland suchen.
In diesem Blog möchte ich einige dieser ganz speziellen Momente mit dir Teilen und einen Einblick in die Entstehung des Bildes geben.
Fangen wir doch gleich mit dem Bild "Stolzer Hahn" an. Dieser wunderschöne Birkhahn ist mir im vergangenen Frühling ganz besonders ans Herz gewachsen. Als ich im Rahmen meiner erfolgreichen Workshopserie "Birkhahnbalz" für mehrere Tage auf ein und demselben Platz war, hatte ich viel Zeit das Verhalten einzelner Hähne zu beachten. Dieser Hahn bekam schlussendlich den Namen Photobomb-Sepp. Der Name ist dann tatsächlich Programm, denn kein anderer Hahn hat sich so in Szene gesetzt wie Sepp. Er hat das Zentrum der Arena, welches direkt vo meinem Zelt lag, wehement und auf alle Seiten verteidigt. Nicht selten ist er in nächster Distanz vor dem Zelt durch geflatter, gerannt oder gehüpft. So kam es dann vermehrt zu Photobombs, wenn ich für einmal einen weiter entfernten Hahn im Visier hatte. Der Moment wenn dir plötzlich zwei Hühnerfüsse durch das Bild rennen ist einfach unbeschreiblich und hat mir mehrfach ein breites Schmunzeln ins Gesicht gezaubert.
"Stolzer Hahn" entstand in einem ruhigen Moment, als gerade die ersten Sonnenstrahlen auf die frisch verschneite Bergflanke im Hintergrund trafen. Mir gefiel der weiche Verlauf rund um den Birkhahn hier besonders gut. Auch die sanften Farben heben das wunderschöne Tier sehr elegant hervor. Von einem solchen Bild träumte ich bereits einige Jahre bis es 2024 endlich soweit war.
Ich hoffe ganz fest, dass Sepp einen wunderbaren Sommer erlebt und auch in der Saison 2025 wieder auf dem Platz steht.
"Flugstudie" zeigt einen Balzsprung der Birkhähne mit den verschiedenen Flügelpostionen. Bereits bei den ersten Besuchen eines Balzplatzes ist mir dieses eigenartige Verhalten der Tiere aufgefallen und in mir kam eine Idee auf. Die Idee war einen solchen Sprung komplett abzulichten und dann mittels Bildbearbeitung zu einem Bild zusammen zu fügen.
"Flugstudie" ist also keine Einzelaufnahme, sondern die Kombination aus vier EInzelbildern.
Das Bild so aufzunehmen gestaltete sich wesentlich schwieriger als anfänglich erwartet, denn die Birkhähne springen nicht auf Kommando. Es brauchte schier endlose Anläufe bis sowohl das Timing, die Distanz und die Sprunrichtung zusammen passten. Da auf "meinem" Balzplatz die Hähne sehr nah kommen (bis 1m), war es eine umso grössere Herausforderung diesen Bewegungsablauf zuverfolgen. Mit einer 400mm Festbrennweite glückte mein Unterfangen schlussendlich und bei einem Versuch passte alles! Die Sonne schien gerade erst von hinten auf den kleinen Hügel und exakt in diesem Moment waren der Birkhahn und ich ready for Action! Ohne Verzögerung gelang es mir dem Hahn zu folgen und die Kamera auf 20 Bilder in der Sekunde eingestellt verpasste keinen Flügelschlag. Damit das Bild so daher kommt wie es hier präsentiert ist, konnte ich natürlich nicht alle Aufnahmen verwenden, sonst hätte es sehr viele ¨Berschneidungen gegeben. Also hiess es die Bilder zu suchen, auf denen genügend Distanz zwischen den Flugposen vorhanden war. Diese wurden in Handarbeit mittel Photoshop angepasst und so zum fertigen Bild "Flugstudie" zusammengesetzt. Im Laufe der letzte Jahre gelangen mir immer wieder solche Aufnahmen, jedoch bleibt diese die mit Abstand bedeutendste für mich.
"Close-Up" ziegt erneut Photbomb-Sepp, den selben Birkhahn wie auf Bild eins. Was diese Aufnnahme für mich so besonders macht, ist die Tatsache, dass sich mein Tarnzelt im Auge des Birkhahns spiegelt. Zudem macht der weisse Hintergund das Bild extrem plastisch, ja fast schon surreal. Durch den so homogenen und farblosen Hintergund kommen die Farben und Strukturen der Fedekleides um ein vilefaches mehr zur Geltung als sie das bei einem bunten und wilden Hintergrund würden. Einem wilden Raufusshuhn so nah zu kommen ist quasi ein Sechser im Lotto. Während dieses Bild entstand, hatte ich an Armen und Beinen Gänsehaut. Ich konnte mein Glück in dieser Situation kaum fassen und war gleichzeitig äusserst bemüht "Sepp" nicht zu stören. Nach einigen Sekunden realisierte ich erst, dass dieser Birkhahn meine Anwesenheit komplett akzeptiert hat. Mein ruhiges Verhalten und die gute Tarnung liessen den Vogel komplett ruhig werden. Kurz nach diesem Bild schlief er sogar direkt vor mir ein und dösste dort mehrere Minuten regungslos. Ein solches Mass an Vertrauen hatte ich bis zu diesem Tag noch von keinem Wildtier erhalten, das war ein wahrlich magischer Moment, den ich nie wieder vergessen werde.
"Zusammen" zeigt ein Schneehuhnpärchen, das sich diesen Frühling gefunden hat. Im Rahmen der Generalversammlung der Naturfotografen Schweiz, unternahmen die knapp 80 anwesenden Fotografen einen gemeinsamen Ausflug in die Ostschweizer Berge. Während die meisten sich mit den sehr zutraulichen Steinböcken beschäftigten, vielen mit die Rufe mehrer Schneehühner auf und ich ging ganz vorsichtig der Spur nach. Als ich über einen Hügel blickte sah ich die zwei, Herr und Frau Schneehuhn. Noch nie zuvor hatte ich beide an einer Seite gesehen und so versuchte ich mich ihnen leisen Schrittes zu nähern. Stets mit dem richtigen Abstand und viel Vorsicht gelang es mir Ihr Vertrauen zu gewinnen und sie liessen mich etwas näher kommen. Ab vom Trubel der Fotografen und Steinböcke verbrachte ich gut eineinhalb Stunden bei diesem Schneehuhnpärchen. Während ideser Zeit wurde ich Zeuge eines ganz speziellen Verhaltens. Das Männchen (auf dem Bild unscharf im Hintergrund) zog, wann immer ich mich trotz aller Vorsicht etwas zu ungelenk bewegte, die ganze Aufmerksamkeit auf sich und lief einige Schritte von seiner Herzdame davon. Diese duckte sich währenddessen und verschmolz förmlich mit der Landschaft. Als der Hahn bemerkte, dass da ja nichts bedrohliches ist, gesellten sich die beiden wieder nah zusammen. So ging das ein-, zweimal bevor ich die beiden verabschiedete und ihnen voll und ganz die verdiente Ruhe der Berge überlies.
Das gezeigte Bild entstand als sich die beiden wunderbar hinteinander positionierten, bevor sie anschliessend zusammen nach den schmackhaftesten Gräsern Ausschau hielten. Der direkte Blickkontakt zu mir war in diesem Augenblick unglaublich berührend. Ich bin sehr dankbar haben die beiden mich so nah heran gelassen und haben sie diesen Moment mir mir geteilt.
Die Hennen aller Raufusshuhn-Arten bekommt man nur sehr selten zu gesicht. Die besten Aussichten hat man noch bei Schneehühnern, doch lassen sie sich je nach Federkleid kaum von den Hähnen unterscheiden. Die geringsten Erfolgschancen bestehen bei der Sichtung einer Auerhenne. "Seltener Gast" zeigt genau eine solche unglaublich seltene Begegnung. Zuweilen kommt es vor, dass sich Auerwild auf die Balzplätze der kleineren Birkhähne verirrt. Sowohl Auerhähne wie auch Auerhennen können von den wilden Balzrufen in die Irre geführt werden. Diese wunderschöne Auerhenne erschien eines Morgens weit weg am Rande der Balzarena. Schon aus der Distanz von knapp 100 Mettern viel mir die Grösse und ungewöhliche Farbe auf, doch ich nahm an es sei eine Birkhenne. Als sie dann plötzlich hinter der Kuppe verschwand, verfolgt von mehreren Birkhähnen, gab ich die Hoffnung auf noch etwas mehr zu sehen. So widmede ich meine Aufmerksamkeit erneut den wild kämofenden Birkhähnen direkt vor mir. Als sich nach einigen Minuten erneute Hysterie auf dem Platz breit machte, traute ich meinen Augen nicht. Keine 10 Meter vor mir erschien diese wunderschöne Auerhenne. Sie war, wohl aufgrund der wilden Verfolger, recht nervös und stolzierte rasanten Schrittes am Rand der Balzarena entlang. Einige Momente hielt sich jedoch still und begutachtete aufmerksam das ganze Geschehen. In diesen kurzen Augenblicken gelangen mir einige ganz tolle Aufnahmen, eine davon ist "Seltener Gast". Nach wenigen Minuten hat sie dann wohl realisiert, dass sie auf dem falschen Balzplatz gelandet ist und flog davon. Ob ich je wieder das Glück einer solchen Begegnung haben werde, wage ich zu bezweifeln. Umso spezieller ist für mich diese Aufnahme.
Seit ich als Kind einmal in Österreich im Urlaub war und dort einen ausgestopften Auerhahn gesehen habe, faszinierte mich idese Tier und ich träumte seit jeher von einer Sichtung in der Schweiz. Mit fortschreitendem Alter und den Möglichkeiten von Google und Co. befasste ich mich in den letzten Jahren immer wieder mit dem Thema Auerhahn. Fängt man erstmal mit den Recherchen an, wird schnell klar wie schwierig es heutzutage ist, noch einen lebendigen Hahn zu finden. Die verbliebenen Populationen werden glücklicherweise mit Wildruhezonen und Schutzgebieten sehr gut geschützt. Das macht es aber so gut wie unmöglich auf eins der Tiere zu stossen. In all diesen Gebieten gilt striktes Weggebot und die Kernzonen sind weit ab aller Wege. Nichts desto trotz, gibt es ab und zu einen Ausreisser und den Auerhähnen. Diese wilden Gesellen werden als "balztoll" bezeichnet und sie finden sich häufig an den Rändern von Ihrem Ausbreitungsgebiet. Aufgrund fehlender Konkurrenz und gesteigerter Hormone beginnen diese teils angriffslizstigen Vögel auf alles los zu gehen, was sich ihnen in den Weg stellt. So kann es gut sein, dass Biker, Hunde und sogar Autos wehement verfolgt und "angebalzt" werden. "König der Wälder" zeigt genau einen solchen Hahn. Dank des Tipps eines gut befreundeten Fotografen wurde ich 2022 auf diesen Hahn aufmerksam und hatte mehrfach die Gelegenheit ihn zu besuchen. In diesen Tagen ging ein Kindheitstaum, an dessen Erfüllung ich nicht mehr geglaubt habe, tatsächlich in Erfüllung. Die Zeit mit diesem Auerhahn war etwas ganz besonderes. Auch wenn das von ihm gezeigte Verhalten nicht dem normalen Verhalten entspricht, so war es dennoch wunderbar dieses Tier einmal live zu sehen. Gleichzeitig zeigt diese Begegnung auch deutlich die Folgen, die der Lebensraumverlust dieser Tiere mit sich bringt. Werden die Populationen immer kleiner und die Distanzen zwischen einzelnen Revieren Grösser, so werden auch die Randzonen grösser. Die Chancen das sich in unseren Breiten noch zwei oder mehr Hähne treffen wird also stetig geringer. Das führt am Ende wohl zum gänzlichen Verschwinden dieser Art. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig die Schutzzonen zu beachten und generell behutsam in der Natur unterwegs zu sein. Anstelle mit einer umgehängten Boom Box durch die Landschaft zu wandern, läuft man lieber mit gepitzen Ohren umher und erhascht mit etwas Glück sogar einen Blick auf die eine oder andere Raufusshuhn-Art.
Es gibt in der Schweiz noch eine weitere Art, nämlich das Haselhunn. Diese heimlichen Gesellen sind glücklicherweise noch weiter verbreitet als Auerhühner, doch leben sie noch heimlicher in den dichten Bergwäldern. Leider gelang mir bis zum heutigen Tag noch keine Sichtung eines einheimischen Haselhuhnes, doch in Norwegen durfte ich einen einheimischen Fotografen zu seinem "Jerpe Gutten" begleiten.
"Geist des Waldes" ziegt einen sehr berührenden Moment als ich zusammen mit Even Agerup (www.moskusguiden.no) seinen kleinen Haselhahn besuchen durfte. Über viele Monate hinweg hat Even eine Beziehung zu diesem Haselhuhn aufgebaut. Dank dieser grossartigen Arbeit gelang es ihm das Vertrauen des Hahn zu gewinnen und auch seine Neugier zu wecken. Mit einigen Lockrufen kommt "Jerpe Gutten", was auf Deutsch in etwa "Guter Junge" heisst, angeflogen und läuft zwischen den Heidelbeersträuchern umher. Mit seiner Stimme signalisiert Even ihm fortlaufend dass alles in bester Ordnung ist und tatsächlich reagiert der kleine Haselhahn auf diese Zusprüche. Er wird mit jeder Minute ruhiger und döst einmal sogar direkt vor uns ein. Es ist wunderschön zu sehen, wie eine Beziehung zwischen Mensch und wildlebendem Huhn enstehen kann, wenn man sich nur genügend Zeit nimmt und behutsam mit dem Tier umgeht. Einen solchen Umgang wünschte ich mir auch hierzulande, doch werden bei uns noch immer viele Raufusshuhn-Arten gejagt. So darf zum Beispiel das Schneehuhn in den meisten Regionen der SChweiz bejagt werden und auch die Birkhühner sind in Graubünden zur Jagd frei gegeben, wenn auch unter gewissen Einschränkungen. Trotz aller Einschränkungen frage ich mich sehr welchen Nutzen die Jagd auf diese wunderbaren Tiere hat, zumal wir "normalen" Bürger dermassen zur Vorsicht gezwungen werden und die Wildhütter fast ausflippen, wenn sie einen Fotografen auf der Pirsch sehen. Hier würde ich mir in Zukunft mehr Einsicht aller Beteiligten wünschen, es geht ja ganz offensichtlich auch anders...
Ich hoffe sehr dieser Beitrag hat dir gefallen und die Geschichten hinter den Bildern waren spannend zu lesen. Du wirst in Zukunft immer mal wieder einen Beitrag in diesem Format hier finden, reinschauen lohnt sich also!
Möchtest du mich einmal auf einer Tour zur Tierfotografie in der Schweiz begleiten, dann kannst du das auf verschiedenen Angeboten von mir.
Zum einen gibt es pro Jahr für 10 Fotografen die exklusive Möglichkeit mich auf einer 1:1 Tour zur Birkhahnbalz zu begleiten. Gerne zeige ich dir auf diesen Workshops Tipps und Tricks, damit auch du zu solchen Resultaten kommst wie sie in diesem Blog gezeigt werden. Weiter gibt es immer mal wieder Gruppenkurse mit Tierexkursionen für maximal 5 Personen. Auf diesen Workshops nehme ich dich mit in die Schweizer Tierwelt und wir suchen gemeinsam nach magischen Begegnungen.
Selbstverständlich stehe ich dir auch das ganze Jahr über für Private Workshops zu deinem Wunschthema zur Verfügung. Seien das rein theoretische Aspekte oder das volle Programm einer Mehrtagestour mit Outdoor-Übernachtung, ich bin für alles zu haben.
Zögere also nicht mich zu kontaktieren!
Gerne stelle ich dir einen passenden Kurs zusammen und führe dich an wunderbare Orte...
Liebe Grüsse und bis bald,
Lukas
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