Bei der letztjährigen Auswahl zum "Northern Lights Photographer of The Year" vom Reiseblog Capture the Atlas wurde mein Bild "Blåvatnet" als eines von 25 Bildern ausgewählt. In Publikationen um die ganze Welt wurde das Bild geteilt so unter anderem in Brasilien, Frankreich, England und Deutschland. Auch im renommierten GEO Online Magazin wurde das Bild geteilt. Im heutigen Blog geht es um die Geschichte hinter dem Bild und ich zeige einen Blick hinter die Kulissen. Doch zuerst das Bild in seiner vollen Grösse, zum vergrössern am besten das Bild anklicken.
Wie kam ich aber nun dazu genau in dieser Nacht zum Blåvatnet zu wandern und wie sah die Tour aus? Das möchte ich dir hier schildern bevor ich weiter unten den technischen Aspekt hinter dem Bild genauer ins Visier nehme.
Angefangen hat die Tour am Trailhead zum Blåvatnet im Norden von Norwegen, genauer gesagt auf den Lyngen Alpen. Diese wunderschöne Gegend ist vom Tourismus noch nicht so stark "heimgesucht" wie zB. Senja oder die Lofoten
Wenn man das Bild so sieht fällt schnell das sehr eigenartige Format auf. Leider ist mir dieses ungewöhnliche Format in der weltweiten Publikation etwas zum Verhältnis geworden und an vielen Orten wurden nebst einigen anderen Bildern auch meines nicht geteilt, so zB. im Forbes Magazine. Wie kam das Format aber überhaupt zustande?
Nun als ich 2022 für mehrere Monate in Norwegen war, habe ich mich auf eine komplett neue Art und Weise der Nordlichtfotografie konzentriert, dem Hochformat-Panorama. Im Verlauf der Reise entstanden einige Bilder in den Formaten 2:1 bis 3:1 und alle haben die selbe Methodik zur Grundlage. Um einen solchen Bildbereich abzudecken bedarf es mehr als einer Aufnahme, selbst mit 14mm Brennweite. So neheme ich jeweils den Vordergrund auf, schwenke dann nach oben und warte bis die Nordlichter an genau der Stelle tanzen an der ich sie mir erhoffe. Manchmal klappt es auf Anhieb und manchmal muss man improvisieren oder im Nachhinein direkt nochmal den Vordergrund in einer anderen Perspektive aufnehmen. Damit am Ende alles zusammen passt, bedarf es einiges an Übung und Erfahrung, deshalb bin ich sehr dankbar durfte ich dieses Bild gegen Ende meiner Reise mit viel Erfahrung im Gepäck realisieren.
Wenn man bedenkt wie rasant sich die Nordlichter über den Himmel bewegen und wie kurz solche Ausbrüche sein können, wird schnell klar wie schwierig es ist ein solches Bild aufzunehmen. Dazu kommt dass man ohne ein einziges vernünftiges Bild da steht wenn es nicht genau so aufgeht wie erhofft.
Aus diesem Grund startete ich jeweils bereits in der Dämmerung mit der Aufnahme für den Vordergrund. Weil ich nicht wusste wie sich die Nacht entwickelt, war dies die beste Möglichkeit um einen Vordergrund mit weniger Bildrauschen und ohne unerwünschte Spiegelungen aufzunehmen. Natürlich habe ich kurz bevor das Nordlicht "explodierte" den Vordergrund erneut belichtet, mit dem extremen Wind, wurde es aber schier unmöglich die langen Verschlusszeiten und ein scharfes Bild zu erhalten. Zudem wanderte das Nordlicht sehr schnell über den Himmel was eine gleichmässige Ausleuchtung schwierig machte. Für das finale Bild entschied ich mich nach langem hin und her für die Variante aus der Dämmerung.
Hier siehst du die beiden zur Wahl stehenden Vordergrund Belichtungen.
Die nächste Frage bei einer solchen Aufnahmetechnik stellt sich bei der Wahl der Nordlichtbelichtung. Die Serie unten zeigt ein Zeitfenster von gerade einmal 29 Sekunden und sie verdeutlicht wie schnell sich Nordlichter in der Realität bewegen!
Wie du siehst habe ich mich für das dritte Bild entschieden. Ich hätte aber genauso gut ein Bild mit jeder einzelnen dieser Aufnahmen zusammenfügen können, was ich ganz sicher auch noch machen werde sobald sich einmal genügend freie Zeit ergibt.
Damit nun Vorder- und Hintergrund harmonisch zusammen kommen, braucht es sehr viel Feingefühl und die Erinnerung wie die Szene vor Ort ausgesehen hat. Je länger natürlich ein solches Ereignis her ist, desto schwieriger wird der Punkt der exakten Erinnerung. Aus diesem Grund füge ich bereits während der Reise erste Aufnahmen zusammen. So gelingt es mir die Erinnerung frisch in das Bild einfliessen zu lassen und kann die Szene so wiedergeben wie ich es vor Ort erlebt habe. Das finale Bild ist das Ergebnis eines sehr komplexen Prozesses der es mir ermöglicht sowohl mehr von der Landschaft wie auch von den wunderschönen Nordlichtern zu zeigen. Der einzige Wermutstropfen ist und bleibt der grosse Aufwand und die Tatsache dass ein solches Bild zur Zeit nicht als einzelne Belichtung realisierbar ist. Für mich ist dieser Ansatz aber die mit abstand beste Möglichkeit um qualitativ hochwertige Nordlichtaufnahmen zu produzieren und ich freue mich schon jetzt auf weitere Nächte im hohen Norden!
Auf den unteren zwei Bildern siehst du die Entwicklung der Nordlichter von der Blauen Stunde bis hin zur finalen Version von "Blåvatnet".
Ich hoffe der Beitrag war spannend und hat dir einen kleinen Einblick in die Entstehung von "Blåvatnet" gegeben!
Liebe Grüsse und eine schöne Herbstzeit,
Lukas
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