Nordlichter lösen schon seit jeher eine Faszination auf den Menschen aus. In Urzeiten rankten sich Sagen um die magischen Lichterscheinungen und noch Heute ist nicht alles über die Lichter restlos geklärt.
Nordlichter wurden in den alten Kulturen der Nordens sowohl als Zeichen der Götter, Seelen der Verstorbenen oder Resultat von Feuerfüchsen die über den Himmel rennen gehalten, was zu unzähligen Mythen und Legenden führte. Noch Heute bleiben viele Sami in den Häusern wenn Nordlichter über den Himmel ziehen, sie hielten die Aurora für die Seelen der Verstorbenen und als schlechtes Omen.
2015 durfte ich zum aller ersten Mal in den Norden Europas reisen, genauer gesagt auf die Lofoten Inseln in Norwegen. Auf dieser Reise, eine geführte Tour mit Raymond Hoffmann von Fotoreisen.ch, habe ich mich mit dem Virus der Nordlichter angesteckt. Seit dieser ersten Nacht unter dem pulsierenden Licht der Aurora Borealis, brachte ich die Magie nicht mehr aus meinem Kopf. So erstaunt es wohl kaum, sind seit 2015 viele weitere Reisen nach Skandinavien dazu gekommen.
Die letzte dieser Reisen nahm vor etwa zwei Monaten ihr Ende und es war die mit Abstand längste Tour die ich je unternommen habe. Mit dem eigenen Auto so weit weg zu fahren, war eine sensationelle Erfahrung und die Tour war ein voller Erfolg. 15'000km und
2.5 Monate reisen brachte mich an Orte, die ich bisher nur auf Bildern im Internet gesehen habe und von deren Besuch ich lange träumte.
Das Jahr 2022 und die dazugehörige Polarlichtsaison 22/23 haben bereits im September mit einem gigantischen Feuerwerk gestartet und genau darum soll es in diesem Blog gehen.
Die folgenden drei Aufnahmen zeigen perfekt was Nordlichter in diesem Herbst bedeuteten, nämlich volle Action! Um auch wirklich alles auf das Bild zu bekommen, reichten 14mm Brennweite nicht mehr annähernd. Es waren grosse Panorama Aufnahmen nötig. Die enormen Helligkeitsunterschiede und schnellen Bewegungen der Nordlichter erschwerten dies noch zusätzlich. Diese Bilder entstanden innerhalb von 2 Wochen auf den Lofoten und auf Senja. Die Grundvoraussetzungen waren schon Tage im Voraus sehr vielversprechend mit einer hohen Sonnenaktivität und klaren Nächten in der Wetterprognose.
Jetzt aber der Reihe nach und erst einmal etwas mehr Infos zur Aurora Borealis.
Polarlichter gibt es nur an zwei Stellen auf unserer Erde, nämlich am Nord- und Südpol. Die Variante im Norden heisst Aurora Borealis, wohingegen die südlichen Lichter Aurora Australis genannt werden. Der grösste Unterschied ist die geografische Lage und die Ausbreitung des Auroral Oval. Dieses Oval ist die Zone an der die Polarlichter am häufigsten auftreten und sie erstreckt sich rund um die beiden Magnetischen Pole.
Da unsere Erde nicht auf einem Reissbrett gezeichnet und konstruiert wurde und sich dazu in einem stetigen Wandel befindet, ist diese Zone alles andere als ein perfekter Kreis. Die Ausdehnung dieser Zone variiert um viele viele Kilometer während sich die Zone um die Welt erstreckt und genau das führt dazu, dass zB. der Nordamerikanische Kontinent etwas begünstigt ist im Vergleich zu Europa. Über den Vereinigten Staaten und Canada reicht die Polarlichtzone wesentlich weiter nach Süden, als sie das über Skandinavien tut. In Europa müssen wir aufgrund dessen einiges weiter in den Norden reisen, als es die Leute in Übersee müssen.
Auf der Südhalbkugel ist dieser Effekt beinahe zu vernachlässigen, da dort die Antarktis liegt. Ihre unvorstellbare Grösse und Ausdehnung nimmt den gesamten Bereich in Anspruch, an dem Aurora Australis zusehen ist. Lediglich einige Forscher bekommen die Lichter während ihrer Arbeit zu sehen, von dem harschen Wetter von um die -50 Grad und eisigem Wind mal abgesehen.
Trifft die Erde nun ein besonders grosses Sonnenereignis, so dehnt sich die Polarlichtzone aus, zum Teil soweit das selbst in Deutschland oder der Schweiz Nordlichter zu sehen sind. Das sind auch die Momente in denen auf der Südhalbkugel, abseits der Antarktis, Nordlichter sichtbar werden zB. in Australien, Tasmanien, Neuseeland, Chile und Argentinien. Man darf sich aber dennoch keine falschen Hoffnungen machen, denn diese Erscheinungen sind um ein vielfaches subtiler als alle der hier gezeigten Bilder!
Je weiter weg man sich von der Hauptzone aufhält, desto weiter am Horizont erscheinen die Polarlichter und desto schwächer sind sie. Displays wie ich sie hier zeige, kann man nur direkt in der Auroral Zone beobachten und fotografieren und genau das macht eine Reise in den Norden so interessant.
Wie ein Nordlicht aussieht weiss man nie und kann man nicht vorhersagen, denn es sieht jedes Mal anders aus. Klar, die überwiegende Farbe ist grün, aber auch das muss nicht so sein. Nebst der auffallend hellen Farbe Grün reicht das Spektrum von Blau über Lila und Pink bis hin zu Blutrot.
Jede Farbe repräsentiert ihre eigene Höhenstufe in der Atmosphäre und hat ihre ganz eigenen Eigenschaften. Im folgenden erkläre ich euch die einzelnen Farben und deren Stufe, sowie die Wahrscheinlichkeit in der sie zu sehen sind.
Pink ist die tiefste Stufe knapp unterhalb von 100km und es handelt sich um
angeregten Stickstoff. Damit die geladenen Teilchen der Sonne es überhaupt so tief in die Atmosphäre schaffen, sind einerseits sehr viele Teilchen und eine enorm hohe Sonnenwindgeschwindgkeit nötig. Erst dann stossen die Teilchen mit den Stickstoffatomen zusammen und emittieren Photonen die pink leuchten.
Typisch ist die enorme Helligkeit und Geschwindigkeit, mit der sich das Nordlicht in einer solchen Situation bewegt. Da es so "nahe" am Betrachter stattfindet, wirkt es fast surreal und die Farbe ist sehr gut mit blossem Auge erkennbar. In den meisten Fällen erscheint diese Farbe bei coronalen Ausbrüchen (Nordlichter direkt über dem Betrachter)
Pink kommt nie alleine, sprich während einer solch aktiven Phase ist der pinke Saum mit grösster Wahrscheinlichkeit unter einem grünen Nordlicht Display zu sehen.
Pink sieht man äusserst selten und nur bei sehr hoher Solaraktivität, dazu hält es sich meist nur sehr kurz am Himmel. Man muss also eine hohe Sonnenaktivität haben und genau den richtigen Zeitpunkt erwischen um es live zu sehen.
Grün ist bereits die nächste Stufe und bewegt sich auf etwa 100 - 250km. In dieser Atmospährenschicht herrschen Sauerstoffatome vor und diese leuchten grün. In dieser Schicht passiert fast immer etwas, egal ob ein starker oder schwacher Sonnensturm die Erde erreicht. Die Leuchtkraft und Farbintensität hängt sehr mit der Stärke des Sonnenereignisses ab. Bei schwachen Displays hat man Mühe die Nordlichter mit blossem Auge zu erkennen, wohingegen starke Lichter annähernd die Helligkeit des Vollmondes erreichen.
Grün ist in der Regen die Farbe die man immer sieht, oder die als erstes am Himmel erscheint.
Rot, Magenta und Violett sind nun an der Reihe zwischen ca. 150 - 250km und resultieren bei der Kollision von geladenen Teilchen mit Sauerstoff und Stickstoff. Da dieser Teil der Nordlichter extrem schwach leuchtet wird er häufig nicht gesehen oder von leuchtenderen Farben wie Grün und Pink überstrahlt. Die besten Chancen bieten sich weiter entfernt von der Polarlichtzone. Da man dort einen "seitlichen" Blick auf die Lichter hat, sieht man den Schweif der Nordlichter.
Die Farbe lässt sich hier nicht so einfach definieren, denn Mond und Sonnenlicht können einen grossen Einfluss haben und die Farbe von rot bis ins blau verschieben. Damit rote Nordlichter auf dieser Höhe entstehen können, bedarf es einer extrem hohen und anhaltenden Sonnenaktivität und es muss mitten in einer mondlosen Nacht auftreten.
Die Farben rund um Violett und besonders Rot sind eine der seltensten Farben und man braucht grosses Glück um sie zu sehen. Von blossem Auge ist die Farbe leider fast nie zu erkennen.
Lila, Magenta und rote Nordlichter sind seltene Erscheinungen
Damit die Nordlichter Blau leuchten, benötigt es eine sehr hohe Sonnenaktivität, diese hat die Kraft Atome in der Atmosphäre zu transportieren und zu verfrachten. Ist dies der Fall gelangen plötzlich eine Vielzahl von Stickstoffatomen in die obersten Atmospährenschichten und kollidieren dort mit den geladenen Teilchen der Sonne. Diese Ereignisse erzeugen aber zu wenig Leuchtkraft und benötigen eine externe Lichtquelle. Blaue Nordlichter entstehen in Höhen von 250km bis über 500km. Da dieser Teil der Nordlichter so hoch in der Atmosphäre liegt, treffen ihn auch noch weit nach Sonnenuntergang letzte Sonnenstrahlen, ähnlich wie sich die hohen Wolken auch erst dann verfärben wenn wir am Boden schon im Schatten stehen. Das vom Sonnenwind erzeugte schwache Leuchten gewinnt mit dem eintreffendem Licht der Sonne, oder auch vom Mond, genügend Kraft um von modernen Kameras eingefangen zu werden. Von blossem Auge ist dieser Teil jedoch nie sichtbar. Bei sehr langen "Sturmphasen" kann sich der Gesamte Schweif der Nordlichter blau färben!
Diese Farbe hat bei entsprechenden Bedingungen die grösste Ausdehnung in der Atmosphäre.
Rot ist die letzte und höchste Stufe der Nordlichter auf ca 350- 400km Höhe.
Rot wird ausschliesslich bei enorm hoher Solaraktivität erzeugt. Damit rotes Licht emittiert wird, benötigt es etwa 100sek. von dem Moment der Kollision eines geladenen Teilchens mit einem Sauerstoffatom. Damit diese Energie nicht von einer neuen Kollision "gestohlen" werden kann, ist eine geringe Dichte an Atomen nötig. Diese Voraussetzung ist erst in einer Höhe von über 350km gewährleistet und das auch erst, wenn durch anhaltende Aktivität der Sauerstoff in diese Höhe befördert wird. Werden nun aber all diese Anforderungen erfüllt und haben die Teilchen die Zeit die sie brauchen, dann kann sich der gesamte Himmel rot färben! Auf meiner Norwegen Reise hat einige Male alles zusammen gepasst und ich durfte dieses Phänomen erleben. Die rote Farbe wird dann selbst für das blosse Auge gut sichtbar. Anders als die roten Nordlichter der tieferen Stufe, haben die Lichter auf dieser Höhe keine definierte Form mehr. Sie bilden einfach einen grossen Fleck, der je nach Stärke selbst Grün und Pink überstrahlen kann.
Rot ist also die ultimative Krönung für jeden Nordlichtfan, denn es passiert unglaublich selten und ist zugleich ein äusserst verblüffender Anblick!
Abschliessend kann man folgenden Grundsatz immer vor Augen halten, wenn man nach Nordlichtern Ausschau hält; je mehr Farben am Himmel zu sehen sind und je schneller die Polarlichter tanzen, desto höher ist die Sonnenaktivität / der Sonnensturm.
Ein grosser Mythos wenn es um die Vorhersage von Nordlichtern geht ist der KP Index. Dieser wird selbst von "erfahrenen" Nordlichtjägern immer wieder als Schlüssel benannt, was jedoch völliger Blödsinn ist. Der KP Index gibt in der Tat eine Auskunft über die aktuelle Lage auf der Sonne, sprich dem Weltraumwetter das von der Sonne ausgeht. Mehr als eine grobe Prognose stellt er aber nicht dar. Diese KP Skala reicht von 0-9 mit null als Minimum und neun als Maximum. Wunderschöne und schnelle Nordlichter werden meist mit einem KP Index von 4-7 in Verbindung gebracht und genau da liegt der grosse Hacken.
Nur ganz wenige der hier gezeigten Bilder entstanden bei einem gemessenen Wert von über 4! Viel entscheidender als eine hohe Vorhersage ist nämlich das tatsächliche Geschehen und die sogenannten Substorms. Das sind Rückkopplungen im Magnetfeld der Erde die eine unvorstellbare Masse an Sonnenteilchen zur Erde befördern und diese finden auch bei idealen Bedingung und KP Werten von 2-4 statt.
Der KP Index den man in den ganzen Apps findet, ist immer eine general Prognose für grössere Zeiträume von meist mehreren Stunden, pro Vorhersagebalken. Die Genauigkeit einer solchen Vorhersage ist entsprechend limitiert und gibt lediglich eine grobe Ahnung wann etwas auf der Erde eintreffen könnte. Ein Substorm kann sich aber innert weniger Sekunden aufbauen und genauso schnell wieder abflachen. Die Chance exakt in diesen Sekunden draussen zu stehen ist verschwinden klein, wenn man sich einfach nach dem KP Index richtet. Deshalb bieten die meisten Apps nicht genügend Daten um erfolgreich Nordlichter vorherzusagen und zu beobachten. Viel wichtiger sind Live Daten.
Um das alles ins Detail zu erklären ist hier kein Platz, aber wer daran interessiert ist, der ist eingeladen mich zu kontaktieren oder mich auf einer meiner Reisen in den hohen Norden zu begleiten, dort zeige ich genau wie man erfolgreich auf Nordlichtjagd geht.
In der folgenden Galerie seht ihr die Highlights aus 2 Monaten Norwegen und unzähligen Nächten unter den tanzenden Lichtern.
Ihr seht wie unterschiedlich und einzigartig Nordlichter sein können und in welchen Farben sie darüber hinaus erstrahlen können.
Nun hoffe ich, den einen oder anderen von euch inspiriert zu haben, um selber eine Reise in den Norden zu planen, ihr werdet es nicht bereuen...
Nur bitte denkt daran, selbst wenn ihr noch so hoch im Norden seid, gibt es keine Nordlicht Garantie! Auch auf meinen Reisen gab es Tage oder gar Wochen, in denen sich die schönen Lichter kein einziges Mal blicken liessen, teils wegen Wolken und teils weil es schlicht keine Aktivität gab.
Da ich über einen solch langen Zeitraum unterwegs war, hatte ich die Möglichkeit mehrere Sonnenumdrehungen mitzuerleben. Das heisst alle 27 Tage hat sich die Sonne einmal um ihre Achse gedreht, so wie es die Erde in 24 Stunden tut. Gibt es nun eine aktive Stelle auf der Sonne, so kehrt diese alle 27 Tage zurück und schiesst die geladenen Teilchen zur Erde. Viele der extrem starken Nordlichter stammen von ein und der selben Stelle der Sonne, einfach mit 27 Tagen Abstand. Plant ihr nun kurzfristig eine Reise, dann lohnt es sich die Sonne genauer zu betrachten und erst dann in den Norden zu reisen wenn eine aktive Region wiederkehrt. Eine Garantie gibt es jedoch nicht, denn die Sonnenoberfläche ist hoch dynamisch. Aktive Stellen können in kurzer Zeit verschwinden und Neue entstehen, doch natürlich kehren auch die inaktiven Phasen alle 27 Tage wieder zurück ;-)
Somit sind die Nordlichter ein wahres Geschenk der Sonne und vieles muss zusammenspielen damit wir dieses Naturwunder erleben dürfen.
Ich hoffe ihr hattet Spass beim lesen und es war das eine oder andere dabei, was ihr noch nie zuvor gehört habt. Über ein Feedback freue ich mich wie immer sehr.
Wenn dir eine der Aufnahmen besonders ins Auge gesprungen ist, so können Polarlichtbilder und auch alle anderen Bilder auf der Homepage als Wandbild bestellt werden! Kontaktiere mich einfach für eine unverbindliche erste Offerte.
Liebe Grüsse und eine schöne Adventszeit,
Lukas
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